Donnerstag, 15. Mai 2008

Gen-Mais Bauer im Gespräch mit der EJZ /15.05.08

Günther Riebau im Gespräch mit der lokalen ELBE-JEETZEL-ZEITUNG.

Bauer Günther Riebau aus Grippel ist sauer: »Die benehmen sich auf meinem Acker wie Besatzer. Von Natur-und Umweltschutz, was sie sich nur allzu gern auf die Fahne schreiben, keine Spur.
» Und das ist es, was Riebau auf die redensartliche Palme bringt: Seit nunmehr fast 14 Tagen ist sein Feld bei Laase, auf dem er gentechnisch veränderten Mais anbauen will, besetzt. Freiwillig wollen die »Besatzer» das Feld nicht räumen, es sei denn, Landwirt Riebau verzichte auf den Anbau von Gen-Mais. Die Risiken von MON810 seien uneinschätzbar, geben die Feldbesetzer zu bedenken.
Er sei nicht mehr Herr im eigenen Haus, beschwert sich der Bauer. Ihn stört, dass die ungebetenen Gäste sich nicht wie Gäste benehmen. Für Riebau ist es »unverständlich und unfassbar, wie die mit meinem Eigentum umgehen». Die selbst ernannten Aktivisten haben auf dem Riebauschen Acker kurzerhand Hütten, Türme und Zelte errichtet, den Müll würden sie frech im Ackerboden verbuddeln, sagt Riebau. Und das sei nun wirklich alles andere als umweltfreundlich. Das Feld liegt im Kerngebiet des Biospärenreservates. »Wenn ich mich dort auch nur annähernd so rücksichtlos benehmen würde wie die Bestzer, hätte ich ganz schnell die Reservatsverwaltung auf dem Hals», so der Landwirt.
Riebau will die Feldbesetzer möglichst schnell loswerden und hat sich bereits unter anderem an den Landkreis und das Amtsgericht in Dannenberg gewandt. Doch die erhoffte Hilfe ist bis jetzt ausgeblieben. Beim Landkreis habe man ihm gesagt, man könne erst etwas verfügen, wenn man die Namen der Besetzer kenne. »Und die Namen müsste ich bringen», versteht Riebau die Welt nicht mehr: »Der Landkreis kann doch nicht ernsthaft glauben, dass die jungen Leute mir ihre Personalien nennen.»
Quelle: EJZ


Warum Bauer Günther Riebau aus Grippel auf einem seiner Felder gentechnisch veränderten Mais anbauen will

Er werde weiter an seinem Vorhaben festhalten, schließlich mache er nichts Verbotenes, sagt Günther Riebau. Der Landwirt will auf einem seiner Äcker, auf einer Fläche von knapp zwei Hektar, gentechnisch veränderten Mais anbauen.
Nun muss sich der Grippeler herbe Kritik gefallen lassen; er lasse sich vor den Karren des Gentechnik-Konzerns Monsanto spannen und mache sich von ihm abhängig. »Alles Quatsch», reagiert Riebau ärgerlich und sieht sich im Recht: »Wenn man mir beweisen würde, dass das Saatgut gesundheitsschädlich ist, würde ich nicht auf den Zug aufspringen. Ich würde zumindest das mit dem Anbau überdenken.»
MON810 heißt das gentechnisch veränderte Saatgut, das Günther Riebau in den Erdboden bringen will, die Bundesregierung hat MON 810 schon vor Jahren den Unbedenklichkeitssegen erteilt, die Maissorte darf angepflanzt werden. 2007 sei das in Deutschland auf über 2500 Hektar Ackerfläche geschehen, in diesem Jahr gebe es die Genehmigung für annähernd 4000 Hektar. Wie bereits zuvor viele seiner Berufskollegen in dieser Republik will Günther Riebau mit MON810 dem Maiszünsler zu Leibe rücken. Der Schädling verursache Schäden in Millionen-Höhe. In Deutschland seien 2007 rund 500000 Hektar Mais-Anbaufläche von dem Schädling befallen gewesen - bei einer Gesamtanbaufläche von rund 1,5 Millionen Hektar.
»Mit dem genveränderten Mais haben wir endlich die Möglichkeit, die vom Zünsler angerichteten Schäden in Grenzen zu halten und für unser Vieh hochwertiges Futter zu produzieren», macht Landwirt Riebau deutlich, dessen Betrieb hauptsächlich auf Milchvieh-Wirtschaft ausgerichtet ist. Die Maisschläge sind mit deutlich weniger Schimmelpilzen belastet, die das Futter unbrauchbar machen.
Eine Aussage von Gentechnik-Gegnern, in den USA seien lediglich noch 15 Prozent jener Rinder fruchtbar gewesen, die zuvor mit Gen-Mais gefüttert wurden, siedelt Riebau im Fabel-Bereich an: »Wäre das auch nur annähernd der Fall, würde ich natürlich ganz schnell die Finger vom Anbau lassen.» Der Landwirt hat sich eingehend mit dem Thema Gen-Mais beschäftigt und unter anderem im Internet recherchiert. Die Aussagen unabhängiger Wissenschaftler und Institute hält er für »überzeugend und unbedingt glaubhaft». Gen-Mais werde immerhin seit etwa 30 Jahren angepflanzt und habe bisher bei Tieren keinerlei Gesundheitsschäden hervorgerufen. Bei Rindern nicht und beispielsweise auch nicht bei Schweinen und Hühner - Substanzen seien nachweislich weder im Fleisch und auch nicht in Milch, Eiern und Gülle vorhanden. Ist also nicht der Anbau von genveränderten Pflanzen ein Skandal, sondern der Kampf dagegen? Keine andere agrartechnische Entwicklung der vergangenen Jahre hat sich weltweit schneller und flächendeckender verbreitet.
Gentechnisch veränderte Lebensmittel gelten bei Befürwortern als sicher, gesund und unverzichtbar, um einen annehmbaren Lebensstandard für die wachsende Weltbevölkerung zu erreichen. »Die Angst vor gentechnisch veränderten Lebensmitteln ist unbegründet», ist Landwirt Riebau überzeugt. Es sei vielen Menschen gar nicht bewusst, dass beispielsweise Soja und Soja-Produkte schon seit vielen Jahren verändert würden und es schon lange gentechnisch veränderte Organismen (GVO) gebe, die beispielsweise in hohem Maße in Insulin, Aspirin und Lecitin vorhanden seien. Vieles im Zusammenhang mit GVO werde nicht objektiv und oft nur einseitig wiedergegeben. Günther Riebau könnte gegen den Zünsler auch ein dafür zugelassenes Pflanzenschutzmittel spritzen, doch von dessen Einsatz sieht er ab, das töte nämlich nicht nur den Maiszünsler sondern auch andere Insekten. Überhaupt werde den Bauern die übertriebene Anwendung von Pestiziden vorgeworden. Der Einsatz von Biotechnologie aber habe 2006 weltweit zum Einsparen von 34000 Tonnen Pflanzenschutzmitteln geführt. Und nun sei »endlich ein Gen gefunden, das weitere Pflanzenschutzmaßnahmen gegen den Zünsler überflüssig machen».
Und dann wäre da noch etwas: Günther Riebau mache sich, wenn er Gen-Mais von Monsanto verwende, abhängig vom Konzern. Das sei wohl irgendwie richtig, entgegnet der Grippeler. Doch werde nicht bedacht, dass die Bauern schon längst abhängig von jenen Züchtern seien, von denen sie beispielsweise Kartoffel- und Getreidesaatgut beziehen. Denn die Züchter ließen sich ihre Lizenzen sehr gut bezahlen.
Quelle: EJZ
Klicken Sie auf das Foto um es zu vergrößern. Foto: Timo Vogt/www.randbild.de

Bitte lesen Sie zu diesem Interview
die Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.