Bündnis gentechnikfreies Wendland
Bei Rückfragen: Katja Tempel, Tel.: 0160-4400206
Pressemitteilung und Hintergrund-Information
25. Mai 2008
Aschenputtel auf Genfeld
Aktionen im wendländischen Laase gehen weiter
Mehr als 100 Menschen beteiligten sich am Sonnabend im wendländischen Laase über mehrere Stunden an der Einsammlung von genmanipulierten Maiskörnern. Seit am letzten Dienstag auf einem Teil der umstrittenen Äcker im Biosphärenreservat Elbtalaue Gen-Mais ausgesät wurde, sind Gentechnik-Gegnerinnen und -gegner mit dem Einsammeln der Saat beschäftigt. "Wir kommen mit der Feldbefreiung gut voran", so Katja Tempel vom Bündnis gentechnikfreies Wendland. "Vom großen Acker sind fast alle giftigen Maiskörner entfernt. Und auch auf dem zweiten Feld ist schon viel passiert."
Die Aktion am Sonnabend stand unter dem Motto "Aschenputtel", in Anlehnung an das Märchen, in dem Aschenputtel gute und schlechte Körner voneinander trennt. Viele Beteiligte trugen Handschuhe, um nicht mit der gesundheitsschädlichen Beize in Berührung zu kommen, mit der der Mais behandelt ist. "Die Menschen gehen sorgsam mit dem eingesammelten Gen-Mais um, da sie wissen, welche Auswirkungen eine wahllose Verbreitung des genmanipulierten Saatgutes hätte", so eine Teilnehmerin. "Schön, dass die Menschen die teilweise Einsaat nicht tatenlos hinnehmen, sondern all ihre Kräfte darin setzen, das Keimen des Gen-Mais in der Erde zu verhindern." Für die Aktiven steht fest: "Falls die Saat nicht komplett entfernt werden kann, wird es nötig sein, die wachsende Genpflanze unschädlich zu machen. Wichtig ist, dass der Mais nicht zur Blüte kommt."
Seit bald sechs Wochen gibt es nun anhaltenden Widerstand gegen den Plan, in Laase Genmais anzubauen. Einer der Äcker ist von Aktiven besetzt, die sich auf großen Holztürmen aufhalten. Die Mahnwache am Elbdeich läuft rund um die Uhr. Mehrmals wöchentlich gib es größere Aktionen. Mehr als 500 Menschen haben per Zeitungsanzeige in der örtlichen "Elbe-Jeetzel-Zeitung" ihre Ablehnung des Genmais-Anbaus bekundet. "In den letzten Tagen wächst die Unterstützung aus der Bevölkerung nochmal deutlich an", berichtet Katja Tempel. "Durch die teilweise Aussaat vergangene Woche haben viele den letzten Anstoß bekommen, selbst aktiv zu werden. Es macht uns zuversichtlich, dass wir durch die Blockade der Aussaat und das Einsammeln der Genmais-Körner immer wieder direkt eingreifen konnten und dem Geschehen nicht hilflos gegenüberstehen."
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Wesentliche Argumente gegen den Anbau von BT-Mais MON 810 in Laase
(zusammengestellt von Martin Schulz, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, AbL):
Es gibt in Laase gar keine Notwendigkeit für den BT Mais MON 810, da der gesamte Landkreis Lüchow-Dannenberg nicht als Zünslergebiet gilt. Auch wenn man die von Herrn Riebau angegebene Problematik des Maiszünslers grundsätzlich ernst nehmen muss, ist die Gentechnik für dieses Problem keine Lösung. Dem Problem ist mit konventionellen Methoden (Fruchtfolge und Bodenbearbeitungsmaßnahmen) zu begegnen.
Auch hat die Erfahrung in vielen Ländern der Welt gezeigt, das die Gentechnik die Probleme nicht lösen kann, die sie zu lösen vorgibt. So hat der Maiszünsler in den USA durch den flächendeckenden Anbau mit MON 810-Mais inzwischen Resistenzen gegen das BT-Gift gebildet.
In Laase geht es längst nicht mehr um das Ziel, gute Erträge durch Schädlingsbekämpfung mittels BT-Mais zu erzielen. Dies hat die versuchte Aussaat am letzten Dienstag gezeigt: Herr Riebau hat mit einer völlig veralteten Maschine gedrillt, welche nicht einmal die Möglichkeit einer Phosphor-Unterfußdüngung ermöglicht, die heute zur Ertragsabsicherung Standard ist. Ferner hätte er, um eine vernünftige Ablage hinzubekommen, maximal 3 km/h fahren dürfen. Er ist jedoch wesentlich schneller gefahren. Auch die Ankündigung in einem Interview, das ihm der Zeitpunkt der Aussaat egal sei, zeigt, das es hier nur noch um eine Machtdemonstration geht, hinter der der Konzern Monsanto steht, der durch den Mitarbeiter Heino Hahlbohm vertreten wird.
Weltweite Erfahrungen haben gezeigt, dass ein Nebeneinander von Gentechnik und konventioneller Landwirtschaft nicht funktioniert. Das wissen alle Beteiligten. So hat Herr Hahlbohm in einem Interview mit wendland-net.de gesagt, das es unrealistisch sei, die gesetzliche Grenze von 0,9 Prozent genetische Verunreinigung der Ernte von Nachbarn einzuhalten. Für viele konventionelle und für alle Biobetriebe ist es dann aber auch nicht mehr möglich, solch eine verunreinigte Ernte als gentechnikfrei zu vermarkten. Gentechnik verstößt also gegen das Rücksichtnahmegebot und entzweit die Dörfer. Lachende Sieger sind die Gentechnikkonzerne, allen voran Monsanto, die sich im Verfahren zum neuen Gentechnikgesetz mit Händen und Füßen - und schließlich erfolgreich - gegen eine Beteiligung an einem Haftungsfond gewehrt haben. Auch Versicherungen übernehmen keinerlei Haftung, da das Risiko durch die Agrogentechnik unkalkulierbar ist. Das bedeutet, dass bei jeder Kontamination die Bauern haften, weswegen auch sämtliche landwirtschaftlichen Berufsvertretungen vom GVO-Anbau abraten.
Eine Bedrohung für alle Verbraucherinnen und Verbraucher der Welt ist die mit der Gentechnik einhergehende Patentierung von Pflanzen und Tieren. So hat Monsanto 120 Anträge auf Patentierung von Schweinegenen und mehrere Anträge auf Patentierung von Rindergenen beim europäischen Patentamt in München gestellt. Bei transgenen Pflanzen ist das jeweilige Konstrukt, beim MON 810 das BT Konstrukt, patentrechtlich geschützt. Solche Patente können dazu führen, dass für jedes Saatkorn, jedes geborene Ferkel oder jeden erzeugten Liter Milch Patentgebühren bezahlt werden müssen.
Ein weiterer abzulehnender Ansatz der Gentechnikkonzerne ist die so genannte Terminatortechnologie. Dabei werden Pflanzen gentechnisch so verändert, das nur das Saatgut einmal keimt, die Ernte jedoch nicht mehr. Kein Bauer kann dann aus seiner Ernte neues Saatgut gewinnen. Es wird also jeglicher Nachbau verhindert, und die Abhängigkeit der Bauern von den Konzernen ist garantiert. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Nahrungsmittel knapp werden, könnte das für die Handvoll Gentechnikkonzerne, die mittlerweile auch die meisten Saatzuchtunternehmen übernommen haben, eine Gelddruckmaschine werden. Das muss verhindert werden, denn wer die Nahrung kontrolliert, der kontrolliert die Menschen.
Auch der Weltagrarrat spricht sich in seinem kürzlich vorgelegten Bericht für eine der Region angepasste Landwirtschaft aus und hebt die Bedeutung der regionalen Saatzucht hervor.
Bei Rückfragen: Katja Tempel, Tel.: 0160-4400206
Pressemitteilung und Hintergrund-Information
25. Mai 2008
Aschenputtel auf Genfeld
Aktionen im wendländischen Laase gehen weiter
Mehr als 100 Menschen beteiligten sich am Sonnabend im wendländischen Laase über mehrere Stunden an der Einsammlung von genmanipulierten Maiskörnern. Seit am letzten Dienstag auf einem Teil der umstrittenen Äcker im Biosphärenreservat Elbtalaue Gen-Mais ausgesät wurde, sind Gentechnik-Gegnerinnen und -gegner mit dem Einsammeln der Saat beschäftigt. "Wir kommen mit der Feldbefreiung gut voran", so Katja Tempel vom Bündnis gentechnikfreies Wendland. "Vom großen Acker sind fast alle giftigen Maiskörner entfernt. Und auch auf dem zweiten Feld ist schon viel passiert."
Die Aktion am Sonnabend stand unter dem Motto "Aschenputtel", in Anlehnung an das Märchen, in dem Aschenputtel gute und schlechte Körner voneinander trennt. Viele Beteiligte trugen Handschuhe, um nicht mit der gesundheitsschädlichen Beize in Berührung zu kommen, mit der der Mais behandelt ist. "Die Menschen gehen sorgsam mit dem eingesammelten Gen-Mais um, da sie wissen, welche Auswirkungen eine wahllose Verbreitung des genmanipulierten Saatgutes hätte", so eine Teilnehmerin. "Schön, dass die Menschen die teilweise Einsaat nicht tatenlos hinnehmen, sondern all ihre Kräfte darin setzen, das Keimen des Gen-Mais in der Erde zu verhindern." Für die Aktiven steht fest: "Falls die Saat nicht komplett entfernt werden kann, wird es nötig sein, die wachsende Genpflanze unschädlich zu machen. Wichtig ist, dass der Mais nicht zur Blüte kommt."
Seit bald sechs Wochen gibt es nun anhaltenden Widerstand gegen den Plan, in Laase Genmais anzubauen. Einer der Äcker ist von Aktiven besetzt, die sich auf großen Holztürmen aufhalten. Die Mahnwache am Elbdeich läuft rund um die Uhr. Mehrmals wöchentlich gib es größere Aktionen. Mehr als 500 Menschen haben per Zeitungsanzeige in der örtlichen "Elbe-Jeetzel-Zeitung" ihre Ablehnung des Genmais-Anbaus bekundet. "In den letzten Tagen wächst die Unterstützung aus der Bevölkerung nochmal deutlich an", berichtet Katja Tempel. "Durch die teilweise Aussaat vergangene Woche haben viele den letzten Anstoß bekommen, selbst aktiv zu werden. Es macht uns zuversichtlich, dass wir durch die Blockade der Aussaat und das Einsammeln der Genmais-Körner immer wieder direkt eingreifen konnten und dem Geschehen nicht hilflos gegenüberstehen."
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Wesentliche Argumente gegen den Anbau von BT-Mais MON 810 in Laase
(zusammengestellt von Martin Schulz, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, AbL):
Es gibt in Laase gar keine Notwendigkeit für den BT Mais MON 810, da der gesamte Landkreis Lüchow-Dannenberg nicht als Zünslergebiet gilt. Auch wenn man die von Herrn Riebau angegebene Problematik des Maiszünslers grundsätzlich ernst nehmen muss, ist die Gentechnik für dieses Problem keine Lösung. Dem Problem ist mit konventionellen Methoden (Fruchtfolge und Bodenbearbeitungsmaßnahmen) zu begegnen.
Auch hat die Erfahrung in vielen Ländern der Welt gezeigt, das die Gentechnik die Probleme nicht lösen kann, die sie zu lösen vorgibt. So hat der Maiszünsler in den USA durch den flächendeckenden Anbau mit MON 810-Mais inzwischen Resistenzen gegen das BT-Gift gebildet.
In Laase geht es längst nicht mehr um das Ziel, gute Erträge durch Schädlingsbekämpfung mittels BT-Mais zu erzielen. Dies hat die versuchte Aussaat am letzten Dienstag gezeigt: Herr Riebau hat mit einer völlig veralteten Maschine gedrillt, welche nicht einmal die Möglichkeit einer Phosphor-Unterfußdüngung ermöglicht, die heute zur Ertragsabsicherung Standard ist. Ferner hätte er, um eine vernünftige Ablage hinzubekommen, maximal 3 km/h fahren dürfen. Er ist jedoch wesentlich schneller gefahren. Auch die Ankündigung in einem Interview, das ihm der Zeitpunkt der Aussaat egal sei, zeigt, das es hier nur noch um eine Machtdemonstration geht, hinter der der Konzern Monsanto steht, der durch den Mitarbeiter Heino Hahlbohm vertreten wird.
Weltweite Erfahrungen haben gezeigt, dass ein Nebeneinander von Gentechnik und konventioneller Landwirtschaft nicht funktioniert. Das wissen alle Beteiligten. So hat Herr Hahlbohm in einem Interview mit wendland-net.de gesagt, das es unrealistisch sei, die gesetzliche Grenze von 0,9 Prozent genetische Verunreinigung der Ernte von Nachbarn einzuhalten. Für viele konventionelle und für alle Biobetriebe ist es dann aber auch nicht mehr möglich, solch eine verunreinigte Ernte als gentechnikfrei zu vermarkten. Gentechnik verstößt also gegen das Rücksichtnahmegebot und entzweit die Dörfer. Lachende Sieger sind die Gentechnikkonzerne, allen voran Monsanto, die sich im Verfahren zum neuen Gentechnikgesetz mit Händen und Füßen - und schließlich erfolgreich - gegen eine Beteiligung an einem Haftungsfond gewehrt haben. Auch Versicherungen übernehmen keinerlei Haftung, da das Risiko durch die Agrogentechnik unkalkulierbar ist. Das bedeutet, dass bei jeder Kontamination die Bauern haften, weswegen auch sämtliche landwirtschaftlichen Berufsvertretungen vom GVO-Anbau abraten.
Eine Bedrohung für alle Verbraucherinnen und Verbraucher der Welt ist die mit der Gentechnik einhergehende Patentierung von Pflanzen und Tieren. So hat Monsanto 120 Anträge auf Patentierung von Schweinegenen und mehrere Anträge auf Patentierung von Rindergenen beim europäischen Patentamt in München gestellt. Bei transgenen Pflanzen ist das jeweilige Konstrukt, beim MON 810 das BT Konstrukt, patentrechtlich geschützt. Solche Patente können dazu führen, dass für jedes Saatkorn, jedes geborene Ferkel oder jeden erzeugten Liter Milch Patentgebühren bezahlt werden müssen.
Ein weiterer abzulehnender Ansatz der Gentechnikkonzerne ist die so genannte Terminatortechnologie. Dabei werden Pflanzen gentechnisch so verändert, das nur das Saatgut einmal keimt, die Ernte jedoch nicht mehr. Kein Bauer kann dann aus seiner Ernte neues Saatgut gewinnen. Es wird also jeglicher Nachbau verhindert, und die Abhängigkeit der Bauern von den Konzernen ist garantiert. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Nahrungsmittel knapp werden, könnte das für die Handvoll Gentechnikkonzerne, die mittlerweile auch die meisten Saatzuchtunternehmen übernommen haben, eine Gelddruckmaschine werden. Das muss verhindert werden, denn wer die Nahrung kontrolliert, der kontrolliert die Menschen.
Auch der Weltagrarrat spricht sich in seinem kürzlich vorgelegten Bericht für eine der Region angepasste Landwirtschaft aus und hebt die Bedeutung der regionalen Saatzucht hervor.