David gegen Goliath in der Elbtalaue?
Ein Imker wehrt sich gegen den Anbau von Gen-Mais
Bei Laase, mitten im wendländischen Teil des Biosphärenreservats Elbtalaue, zwischen Deich und Elbe, plant ein Landwirt gentechnisch veränderten Mais der Firma Monsanto anzubauen. Dagegen regt sich seit Wochen der Widerstand.
Letzte Woche reichte Greenpeace eine Klage dreier Imker gegen die Bundesrepublik Deutschland ein, damit die Zulassung des Monsanto-Genmais zurückgenommen wird. Einer der Kläger ist Wilhelm Hennings, ein Imker aus Grippel, einem kleinen Nachbarort.
Herr Hennings, wie sind Sie auf die Idee einer Klage gekommen?
Wenn man Bienen hat, kümmert man sich auch um das Umfeld. Zuerst, als ich das hörte mit dem Gen-Mais, dachte ich einfach, dann baue ich halt Bio-Mais an und der Gen-Mais muss Abstand halten. Aber die vorgeschriebenen Abstände sind so gering. Da hat das gar keine Wirkung. Denn der genveränderte Mais hat ja Auswirkungen, da spielen 150 oder 300 Meter Abstand zu anderen Feldern keine Rolle. Also habe ich überlegt, was es sonst noch für Möglichkeiten gibt. Ich habe noch nie jemanden verklagt, habe immer gütliche Regelungen gesucht. Aber die Bundesrepublik hat auch eine große Verantwortung und in meinen Augen ist das Gen-Gesetz und die Aussaaterlaubnis für Gen-Mais eine Gefälligkeitsgesetz für die Industrie und Monsanto.
Was haben die Bienen mit Gen-Mais zu tun?
Eigentlich ist da ja dieses spezielle künstlich eingesetzte Gen: Ziel dieser Manipulation ist die Tötung des Maiszünslers und anderer Mikroorganismen. Das Problem ist, dass dieses künstliche Gen von der Pflanze in den Pollen kommt und dann weitergegeben wird. Das geht über in alle Insekten. Mais wird ja nicht nur für Biogas angebaut, sondern auch als Viehfutter. Nur noch 15 % der Rinder, die damit in den USA gefüttert wurde waren tragend. Die anderen unfruchtbar. Die entscheidende Tatsache aber ist: Der Maispollen wird über Wind verbreitet. Es kommt zur Windbestäubung, das geht in alle Blüten rein. Der Genpollen landet in der Nektarschale und wird dort von den Bienen aufgenommen. Und gelangt dann zum Menschen. Kein Imker kann das verantworten.
Was befürchten Sie?
Wenn Gen-Mais hier in meiner direkten Nachbarschaft angebaut wird, würde der Honig unverkäuflich. Schon jetzt merke ich, dass der Straßenverkauf zurückhaltender verläuft, weil die Menschen das ja mitkriegen, mit den Plänen hier. Viele meiner Kunden kommen auch von weiter her und kaufen zweimal im Jahr größere Mengen bei mir. Aber wenn das hier losgeht, dann kommen die sicherlich nicht mehr. Wer will schon genveränderte Lebensmittel essen? Ich habe schon im Alter von 12 Jahren angefangen mit 15 Bienenvölkern. Jetzt brauche ich die Imkerei, um meinen Lebensunterhalt zu unterstützen. Ich habe gerade vor kurzer Zeit viele Bäume gepflanzt: Obstbäume, Linden, Robinien, Bergahorn...
Wenn der Gen-Mais hier wächst, bin ich im hohen Grad geschädigt. Ökonomisch, aber auch ein Stück Selbstverwirklichung geht dann verloren. Aber eigentlich sind ja nicht nur wir Imker betroffen, alle Menschen sind betroffen, z.B. Pollenallergiker. Wie soll das werden, welche Auswirkungen haben denn genveränderte Pollen auf den Menschen?
Wie wirkt sich der Konflikt auf die nachbarschaftlichen Beziehungen aus?
Schwer zu sagen. Es hat Auswirkungen. Einige grüßen nicht mehr. Aber ich spüre auch viel gedankliche und innere Unterstützung. Angst vor Isolierung hab ich nicht. Vielen Imkern hier im Kreis ist das egal, die sagen: Laase ist weit weg. Aber der Honigabsatz geht zurück. Warum tun die nichts?
Was könnte jetzt noch eine Umkehr bei dem aussaatwilligen Landwirt bewirken?
Freiwillig passiert da nichts mehr. Dafür ist die Zeit abgelaufen. Er hört immer noch aufmerksam zu, aber die Reaktion ist immer die gleiche: Es wird durchgezogen.
Wenn Sie sich vorstellen, wir haben das Jahr 2018? Wie ist dann die Situation?
Wenn es nicht gelingt, jetzt diese ganzen Aussaaten zu verhindern, werden wir überrollt und die Natur wird unwiderruflich geschädigt. Alle Insekten, alle Lebewesen, die mit dem manipuliertem Gen in Verbindung stehen, werden geschädigt sein. Und es kann eine richtige Katastrophe sein. Für Zurückhaltung habe ich kein Verständnis. Alle sollten kundtun, dass sie es nicht wollen. Es wird viel zu viel geschwiegen. Bei allen Zusammenkünften wird gesagt, ach, lass mal die Politik weg, sonst gibt es Streit. Und so schweigen alle über das Thema. Wir können was verändern, wenn jede und jeder sich betroffen fühlt. Dann kann es klappen
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich für die jetzige Situation wünschen?
Mein erster Wunsch: Alle machen mit und versuchen den Gen-Mais-Anbau zu verhindern. Dann wünsch ich mir natürlich, dass der einstweiligen Verfügung stattgegeben wird und man erst mal eine Pause einlegt mit dem Genmanipulieren. Ja und mein größter Wunsch ist, dass das Genverändern von Pflanzen, besonders dem Gen-Mais ganz unterbleibt.
Das Interview führte Katja Tempel, Bündnis gentechnikfreies Wendland
Für Rückfragen und Interviewanfragen an den Imker
Katja Tempel 05841/4540
Ein Imker wehrt sich gegen den Anbau von Gen-Mais
Bei Laase, mitten im wendländischen Teil des Biosphärenreservats Elbtalaue, zwischen Deich und Elbe, plant ein Landwirt gentechnisch veränderten Mais der Firma Monsanto anzubauen. Dagegen regt sich seit Wochen der Widerstand.
Letzte Woche reichte Greenpeace eine Klage dreier Imker gegen die Bundesrepublik Deutschland ein, damit die Zulassung des Monsanto-Genmais zurückgenommen wird. Einer der Kläger ist Wilhelm Hennings, ein Imker aus Grippel, einem kleinen Nachbarort.
Herr Hennings, wie sind Sie auf die Idee einer Klage gekommen?
Wenn man Bienen hat, kümmert man sich auch um das Umfeld. Zuerst, als ich das hörte mit dem Gen-Mais, dachte ich einfach, dann baue ich halt Bio-Mais an und der Gen-Mais muss Abstand halten. Aber die vorgeschriebenen Abstände sind so gering. Da hat das gar keine Wirkung. Denn der genveränderte Mais hat ja Auswirkungen, da spielen 150 oder 300 Meter Abstand zu anderen Feldern keine Rolle. Also habe ich überlegt, was es sonst noch für Möglichkeiten gibt. Ich habe noch nie jemanden verklagt, habe immer gütliche Regelungen gesucht. Aber die Bundesrepublik hat auch eine große Verantwortung und in meinen Augen ist das Gen-Gesetz und die Aussaaterlaubnis für Gen-Mais eine Gefälligkeitsgesetz für die Industrie und Monsanto.
Was haben die Bienen mit Gen-Mais zu tun?
Eigentlich ist da ja dieses spezielle künstlich eingesetzte Gen: Ziel dieser Manipulation ist die Tötung des Maiszünslers und anderer Mikroorganismen. Das Problem ist, dass dieses künstliche Gen von der Pflanze in den Pollen kommt und dann weitergegeben wird. Das geht über in alle Insekten. Mais wird ja nicht nur für Biogas angebaut, sondern auch als Viehfutter. Nur noch 15 % der Rinder, die damit in den USA gefüttert wurde waren tragend. Die anderen unfruchtbar. Die entscheidende Tatsache aber ist: Der Maispollen wird über Wind verbreitet. Es kommt zur Windbestäubung, das geht in alle Blüten rein. Der Genpollen landet in der Nektarschale und wird dort von den Bienen aufgenommen. Und gelangt dann zum Menschen. Kein Imker kann das verantworten.
Was befürchten Sie?
Wenn Gen-Mais hier in meiner direkten Nachbarschaft angebaut wird, würde der Honig unverkäuflich. Schon jetzt merke ich, dass der Straßenverkauf zurückhaltender verläuft, weil die Menschen das ja mitkriegen, mit den Plänen hier. Viele meiner Kunden kommen auch von weiter her und kaufen zweimal im Jahr größere Mengen bei mir. Aber wenn das hier losgeht, dann kommen die sicherlich nicht mehr. Wer will schon genveränderte Lebensmittel essen? Ich habe schon im Alter von 12 Jahren angefangen mit 15 Bienenvölkern. Jetzt brauche ich die Imkerei, um meinen Lebensunterhalt zu unterstützen. Ich habe gerade vor kurzer Zeit viele Bäume gepflanzt: Obstbäume, Linden, Robinien, Bergahorn...
Wenn der Gen-Mais hier wächst, bin ich im hohen Grad geschädigt. Ökonomisch, aber auch ein Stück Selbstverwirklichung geht dann verloren. Aber eigentlich sind ja nicht nur wir Imker betroffen, alle Menschen sind betroffen, z.B. Pollenallergiker. Wie soll das werden, welche Auswirkungen haben denn genveränderte Pollen auf den Menschen?
Wie wirkt sich der Konflikt auf die nachbarschaftlichen Beziehungen aus?
Schwer zu sagen. Es hat Auswirkungen. Einige grüßen nicht mehr. Aber ich spüre auch viel gedankliche und innere Unterstützung. Angst vor Isolierung hab ich nicht. Vielen Imkern hier im Kreis ist das egal, die sagen: Laase ist weit weg. Aber der Honigabsatz geht zurück. Warum tun die nichts?
Was könnte jetzt noch eine Umkehr bei dem aussaatwilligen Landwirt bewirken?
Freiwillig passiert da nichts mehr. Dafür ist die Zeit abgelaufen. Er hört immer noch aufmerksam zu, aber die Reaktion ist immer die gleiche: Es wird durchgezogen.
Wenn Sie sich vorstellen, wir haben das Jahr 2018? Wie ist dann die Situation?
Wenn es nicht gelingt, jetzt diese ganzen Aussaaten zu verhindern, werden wir überrollt und die Natur wird unwiderruflich geschädigt. Alle Insekten, alle Lebewesen, die mit dem manipuliertem Gen in Verbindung stehen, werden geschädigt sein. Und es kann eine richtige Katastrophe sein. Für Zurückhaltung habe ich kein Verständnis. Alle sollten kundtun, dass sie es nicht wollen. Es wird viel zu viel geschwiegen. Bei allen Zusammenkünften wird gesagt, ach, lass mal die Politik weg, sonst gibt es Streit. Und so schweigen alle über das Thema. Wir können was verändern, wenn jede und jeder sich betroffen fühlt. Dann kann es klappen
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich für die jetzige Situation wünschen?
Mein erster Wunsch: Alle machen mit und versuchen den Gen-Mais-Anbau zu verhindern. Dann wünsch ich mir natürlich, dass der einstweiligen Verfügung stattgegeben wird und man erst mal eine Pause einlegt mit dem Genmanipulieren. Ja und mein größter Wunsch ist, dass das Genverändern von Pflanzen, besonders dem Gen-Mais ganz unterbleibt.
Das Interview führte Katja Tempel, Bündnis gentechnikfreies Wendland
Für Rückfragen und Interviewanfragen an den Imker
Katja Tempel 05841/4540