Montag, 18. Februar 2008

Genmais noch auf 2 Flächen im Wendland. /13.02.08

Noch auf zwei von ursprünglich drei Standorten in Lüchow-Dannenberg soll im diesem Frühjahr tatsächlich gen­technisch veränderter Mai aus­gesät werden. Ein Landwirt aus Grippel bestätigte, dass er vor­hat, auf zwei Schlägen mit einer Gesamtfläche von etwas über zwei Hektar die Sorte MON 810 anzubauen, die gegen den sich allmählich ausbreitenden Schädling Maiszünsler resistent ist. Diese beiden Äcker hat der Bauer im Januar im Standortre­gister der Bundesregierung an­gemeldet, berichtete die ELBE-JEETZEL-ZEITUNG.

Der andere betroffene Land­wirt aus Gedelitz hat dagegen Anfang dieser Woche nach eige­nen Angaben veranlasst, seine ebenfalls angemeldete Fläche für den Anbau von gentechnisch verändertem Mais wieder aus dem Standortregister zu strei­chen. Er werde diesen Mais de­finitiv nicht anbauen: „Ich lasse die Finger davon", versicherte dieser Bauer. Er habe sich trotz eigener Bedenken von einem Vertreter des amerikanischen Unternehmens Monsanto über­reden lassen, den Gentechnik­mais im Rahmen eines Sorten­versuchs auf einem Feld bei Ge­delitz anzubauen. Die Land­wirte sollten vergleichen könn­ten, wie die gentechnisch mani­pulierte Maissorte des Agrar-Konzerns auf den hiesigen Standorten wächst.
Der Gedelitzer findet es posi­tiv, dass nun öffentlich über den Anbau von Gentechnikmais in Lüchow-Dannenberg diskutiert wird. Er hält es aber nicht für notwendig, diese Maissorte, die gegen den Schädling Maiszüns­ler resistent ist, anzubauen, weil es bisher im Kreisgebiet noch keine Probleme mit diesem Schadinsekt gebe. Zudem wolle der Verbraucher keinen genver­änderten Mais.

Der Bauer aus Grippel ist da­gegen der Ansicht, dass die Landwirte etwas machen müssten, damit sich der aus wärme­ren Gefilden stammende Schäd­ling nicht in der Region ausbreite. Zumal von den Bauern ge­fordert werden, weniger Herbi­zide gegen Schädlingg zu sprit­zen, was zur Maiszünslerbe­kämpfung sowieso schwierig bis unmöglich sei. Auch er sei von einem Vertreter des Unterneh­mens Monsanto angesprochen worden. Er verstehe die Aufre­gung wegen des von ihm geplan­ten Anbaus des Gentechnikmais nicht, da dies in anderen euro­päischen Ländern erlaubt sei.

Wo sich die beiden 1,7 Hektar und 0,46 Hektar großen ange­meldeten Schläge befinden, wollte der Grippeler nicht sagen, weil er Sabotage von Gegnern der Gentechnik befürchtet. Wie die EJZ erfuhr, befinden sich beide Felder außendeichs im Elbvorland bei Laase. Andere Landwirte bauen dort nach sei­ner Auskunft keinen Mais an. Seine eigenen anderen Maisfel­der mit konventionellen Sorten seien durch Wege und Grund­stücke 20 und 50 Meter von bei­den Standorten entfernt.

Andreas Tierfelder, ein Spre­cher des Unternehmens Mon­santo, hält die ganze Aufregung um den Anbau der gentechnisch veränderten Maissorte für über­trieben. Den von Biobauern be­fürchteten Imageschaden für die Region durch Anbau von Gen­technikmais bezeichnete er als „gefühlten Wert". Die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände zu Feldern mit konventionellen Mais von 150 Metern und zu Biomais von 300 Meter seien viel größer als die Abstände, die notwendig seien, um zu verhin­dern, dass sich die Sorten signi­fikant vermischen.
Wer behaupte, dass Landwir­te, die diesen Mais anbauen, wegen Schäden vor den Richter gezerrt würden, male ein Schreckgespenst, sagte Tierfel­der. Die Sorte sei europaweit zu­gelassen und auf ihre Umwelt­verträglichkeit geprüft, es gebe keine negativen Einflüsse auf unter Schutz stehende Gebiete. In Lüchow-Dannenberg sei das Schadensersatzrisiko sowieso kaum relevant, da vor allem Mais als Futter für den eigenen Betrieb angebaut werde.
In ganz Deutschland solle die gentechnisch veränderte Sorte auf eine Gesamtfläche von 4 400 Hektar angebaut werden, infor­mierte der Monsanto-Sprecher. Der Mais sei „relativ begrenzt" resistent gegen Larvenfraß von Motten, Faltern und Schmetter­lingen. Ungefährlich sei die Sorte für Bienen und alle Warm­blüter.

Standortregisterkarte des Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Folgen Sie dem Link. Zu den Anbauflächen:
Flächen-kennziffer 29484/00958 Größe 17000 (m2), Mais MON-00810-6
Flächen-kennziffer 29484/00959 Größe 4600 (m2), Mais MON-00810-6

Flächen-kennziffer 29494/00944 (Bemerkung: Diese Fläche wurde zurückgezogen. Änderungsmitteilung vom 13.02.2008)